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AutorenbildHaiko

Zombies im Zug


Inhalt: Kaum steigt Seok-woo (Yoo Gong) mit seiner Tochter in die Bahn Richtung Busan ein, breitet sich im Schnellzug eine Infektion rasant aus und verwandelt Fahrgäste in blutdürstige Zombies. Nur knapp entkommen beide samt einer kleinen Gruppe dem Tod. Als die Überlebenden an einem vermeintlich sicheren Bahnhof aussteigen, werden sie von unzähligen Untoten attackiert – die einzige Rettung bietet der Zug. Im Tumult wird Seok-woo von seiner Tochter getrennt, die einige Wagen entfernt von ihm Zuflucht findet. Um sie wiederzufinden, muss er sich durch Zombie-besetzte Abteile kämpfen. Währenddessen treffen die anderen überlebenden Passagiere aus Angst und Misstrauen moralisch fragwürdige Entscheidungen, die einige das Leben kosten wird … Kritik: Filme aus Südkorea sind nicht erst seit dem sieghaften Abschneiden von PARASITE bei der letzen Oscarverleihung in und beleibt. Alleine Bong Joon Ho hat vor seinem vierfachen Oscargewinner und vielfach ausgezeichneten Film bereits aufsehenerregende Projekte abgeliefert. In MOTHER erzählt er von einer alleinerziehenden Mutter und ihrem ruhigen, geistig zurückgebliebenen Sohn. Als plötzlich ihr Sohn in einem Mordfall verdächtigt wird, mischen sich Suspense-Elemente mit denen eines Familiendramas. Aus seinem Science-Fiction-Actionfilm SNOWPIERCER wurde unlängst eine TV-Serie für Netflix adaptiert. Darin ruft ein fehlgeschlagener Versuch die globale Erderwärmung zu stoppen eine neue Eiszeit hervor und die rund 1000 Überlebenden reisen in einem überlangen Zug durch die Apokalypse. Es herrscht eine Zweiklassengesellschaft. Die Unterschicht lebt am Zugende zusammengepfercht und vegetiert unter erbärmlichen Bedingungen dahin, als sie versucht durch einen Aufstand sich nach vorne durchzuschlagen, um die Kontrolle des Zuges zu erlangen. Viele der südkoreanischen Filme haben darin eines gemeinsam, sie sind ausgesprochen gesellschaftskritisch und extrem gut gemacht.



So auch das bahnbrechende Horror-Epos TRAIN TO BUSAN, in dem ein verzweifelter Vater während einer Zombie-Epidiemie um das Leben seines Kindes bangt und kämpft. Hier wird effektvoll und viel menschlicher als in amerikanischen Genre-Vertretern wie WORLD WAR Z ein Horrorszenario erzählt. Der vielbeschäftigte und egoistische Fondsmanager Seok-woo, gspielt von Yoo Gong, lässt sich widerwillig von seiner kleinen Tochter Soo-an überreden, sie für ihren Geburtstag zu ihrer Mutter zu fahren, die sie seit der Scheidung ihrer Eltern vermisst. Beide besteigen den Schnellzug KTX von Seoul Richtung Busan. Kurz bevor der Zug losfährt, kann sich ein stark verletztes Mädchen in den Zug retten. Sie wurde auf dem Bahnhof angegriffen. Dieses verwandelt sich nach einem Biss in einen Zombie und befällt einen Fahrgast nach dem anderen. Schnell entwickelt sich eine Zombie-Epidemie im Zug und die noch nicht befallenen Fahrgäste müssen versuchen vor den blutdürstigen Zombies zu flüchten und sich im Zug zu verbarrikadieren.


Yeon Sang-ho lässt am Anfang durchblicken, dass wohl ein Bio-Konzern in der Nähe ein Leck zu beklagen hat und man verbindet die Zombie-Apokalypse mit diesen Ereignissen. Was aber genau für den Ausbruch sorgte, ist gar nicht wichtig, denn man wird schnell in die Geschehnisse gesogen. Es werden kurz Nebenfiguren eingeführt, von denen der eine durchkommt, andere wiederum nicht. Durch clevere Schnitte dreht der Regisseur an der Spannungsschraube und unsere Protagonisten müssen eine gefährliche Situation nach der anderen durchleben. Durch vereinzelte Telefongespräche, Nachrichtenbeiträge oder dem Funkverkehr vom Lokführer zur Leitzentrale bekommt man einen Überblick über die Lage außerhalb des Zuges. Und die ist nicht gut. Lange weiß man nicht, ob Busan sicher ist oder das endgültige Todesurteil sein wird.



Blutig wird es, als die Zombies die ersten Barrikaden überwinden können und weitere Fahrgäste befallen oder unsere Hauptakteure an Zombies in einem Wagon vorbeikommen müssen. Prekär aber, als die die Lage immer aussichtsloser wird, ist der Fakt, dass jeder in Extremsituation sich selbst der Nächste ist. Yeon Sang-ho stellt dabei einen Obdachlosen zwei Anzugsträgern gegenüber. Auf wessen Seite man ist, wird schnell beantwortet. Die Klassenkritik wird immer lauter. Der Bahnmanager hilft seinem Zugführer nicht. Kommen hier Moral und Gesellschaftskritik mit der Keule? Egal. Auch wenn es nicht viele Graustufen gibt, fiebert man eh am Ende nur mit dem kleinen Mädchen mit und TRAIN TO BUSAN macht einfach nur Spaß.


Fazit:

Actionreich, rasant und spannend wird eine Horrorgeschichte im Mantel einer Gesellschaftskritik präsentiert. Jemand, der sich noch nicht auf Filme aus dem Fernen Osten einlassen konnte, braucht sich keine Gedanken über die Art der Umsetzung machen, denn sie müssen sich nicht mit denen aus Europa oder Hollywood messen oder mithalten, sie sind oft einfach besser. So auch hier. Und wem TRAIN TO BUSAN gefällt, dem seien der als Prequel dienende SEOUL STATION und das am 8. Oktober im Kino erscheinende Finale der K-Zombie-Trilogie von Regisseur Yeon Sang-ho PENINSULA im postapokalyptischen Seoul nahegelegt. Trivia & Fun-Facts: - TRAIN TO BUSAN ist der sechs erfolgreichste Film Südkoreas

- TRAIN TO BUSAN ist für Regisseur Yeon Sang-ho der erste Live-Action-Film, zuvor drehte er Animationen

- Der Film lief 2016 auch in Cannes

- Weltweit spielte der Film mehr als 90 Millionen US-Dollar ein

- Das animierte Prequel SEOUL STATION wurde nur einen Monat nach TRAIN TO BUSAN veröffentlicht und das Finale der Trilogie PENINSULA erscheint am 8. Oktober 2020 im Kino


 
 

Bilder und Trailer: © Splendid Film GmbH

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