Inhalt: Willkommen in Kehoe! Das Thermometer zeigt Minus 10 Grad in dem glitzernden Skigebiet in den Rocky Mountains. Der Schneepflugfahrer Nels Coxman (Liam Neeson) führt mit seiner Familie ein beschauliches Leben, bis sein Sohn sich mit dem schillernden Drogenboss Viking (Tom Bateman) einlässt – und auf dessen Befehl ermordet wird. Rasend vor Wut legt sich Nels mit dem mächtigen Kartell an. Und auch wenn sein Wissen über Mord und Totschlag bislang nur aus Krimis stammt: Ein Drogengangster nach dem anderen fällt seiner Rache zum Opfer. Während Nels immer mehr Männer verschwinden lässt, macht Viking seinen langjährigen Rivalen White Bull (Tom Jackson) verantwortlich. Die Situation eskaliert in einen wahnwitzigen Bandenkrieg, und die strahlenden Hänge der Kleinstadt leuchten bald blutrot. Kritik: Was "Verblendung" (2011), "Mein Bester & Ich", "Head full of Honey" und jetzt das aktuellste Beispiel "Hard Powder" vereint, ist auffällig. Alle hinken solidarisch ihrem europäischen Original hinterher. Nach wie vor sind in den USA und Kanada Synchronisationen äußerst selten und Untertitel verschrien. Das selbst der Regisseur des Originals sich auf das dünne Eis des Remakes begibt, zahlt sich meist nicht aus. Als würde man sein eigenes Schaffen - dass ja meistens erfolgreich gewesen sein muss, sonst gäbe es kein US-Remake - nicht mögen und die Chance ergreifen wollen, es erneut besser machen zu müssen. Als Regisseur strebt man doch nach Neuem, nach individuellen Charakteren, nach außergewöhnlichen Geschichten. Umso fragwürdiger, wieso man sich erneut an den eigenen Stoff wagt, ein Gegenstück produziert und sich den erbarmungslosen Vergleichen aussetzt. Das norwegische Original von "Hard Powder" lief im Jahre 2014 unter dem Titel "Einer nach dem anderen" und war mit Stellan Skarsgård in der Hauptrolle besetzt. "Als sich mir die Gelegenheit bot, "Einer nach dem anderen" selbst noch einmal zu drehen, diesmal allerdings in englischer Sprache – und nicht auf Norwegisch wie das Original -, konnte ich nicht widerstehen“, so Regisseur Hans Petter Moland. Oder war es einfach der Lockruf aus Hollywood? Das Original erhielt bei Kritikern sowie Zuschauern positive Stimmen, lief im Wettbewerb der Berlinale und wurde sogar mit dem Coen-Film "Fargo - Blutiger Schnee" verglichen. Parallelen suchte man durch den Dialogwitz auch zu Tarantinos Werken. Und nun also das US-Remake.
Die Neufassung des "Wirbelsturms aus Vergeltung, Gewalt und schwarzem Humor", wie der neue Hauptdarsteller Liam Neeson den Stoff selbst bezeichnete, läuft seit diesem Donnerstag im Kino. Wandelbarkeit bei einem Schauspieler ist bedeutend für seine Qualität. Nur was ist, wenn man sich nur noch einmal transformiert hat? Vom Oscar-nominierten Auftritt in "Schindlers Liste" hat sich Neeson über einen Jedi und einen Batman-Bösewicht zum Actionstar entwickelt. Klar, war "96 Hours - Taken" unterhaltsam. War er aber so außerordentlich, dass es eine Trilogie werden musste? Das Neeson fortan nur noch in die Rolle des Racheengels schlüpft? Wohl kaum, bei dem Talent. Zwar hat man das Gefühl beim Zuschauer sprichwörtlich hören zu können: "Liam Neeson? Der geht immer!", doch die Kombination aus gleicher Charakter und US-Remake verhieß nichts Gutes.
Neesons Charakter, Nels Coxman, Fahrer eines Schneepflugs in einem abgelegenen Skiresort in Colorado, wurde so eben wegen seiner unermüdlichen Dienste, die Zufahrt zur entlegenen Gemeinde frei zuhalten, zum "Bürger des Jahres" gewählt, als sein Sohn versehentlich von Gangstern wegen eines Vorrats verschwundener Drogen getötet wird. Zunächst will er sich selbst das Leben nehmen, nimmt jedoch davon Abstand und gerät schnell auf einen abenteuerlichen Rachefeldzug. Leichen pflastern fortan seinen Weg. Die Taten mit seiner abgesägten Jagdflinte führen schnell zu einem Revierkampf zweier rivalisierender Gangsterbosse. Ihm gegenüber stehen also der amerikanische Ureinwohner White Bull, dargestellt vom kanadischen Folksänger Tom Jackson und der psychopathische ansässige Drogenbaron Viking, gespielt von Tom Bateman.
Der Film will packend sein und nicht nur die Landschaft eiskalt. Liam Neeson spielt seine Rolle aber so kühl, dass man ihm die Wandlung vom rechtschaffenen Bürger des Jahres zum eiskalten Rachekiller nicht abnimmt. Auch geht es um die Beziehung zwischen Vater und Sohn und wie schwierig diese sein kann. Auf der einen Seite steht die Vorzeigefamilie, eine liebevolle Beziehung zwischen unbescholtenem Vater und treuem Sohn. Das Glück könnte nicht größer sein, wurde der Vater doch gerade zum Bürger des Jahres ernannt. Doch als der liebe Sohn ermordet wird, stellt sich schnell heraus, dass die Eltern ihren Sohn doch nicht so gut kannten wie sie glaubten, dass er auf Facebook war zum Beispiel, welche seine Lieblingsfilme waren. Auf der der anderen Seite steht der durchgeknallte Drogenboss Viking, der seinem kleinen Sohn rät in der Schule den viel größeren Schulkameraden anzugreifen, wenn er ihn noch einmal piesackt. Übertroffen wird die dann doch tyrannische Männerwelt von den angeblich klugen weiblichen Figuren, die sich von den dummen Handlungen der Männer distanzieren. Die unverdorbene Kleinstadtpolizisten, gespielt von Emmy Rossum oder Laura Dern als Coxmans Ehefrau. Der Film spielt natürlich happig mit den Gedanken des Zuschauers, was würde man selbst tun, wenn das Leben seines Kindes beendet wird und formt daraus eine schwarze Komödie. Die Sinnlosigkeit von Gewalt und Vergeltung wird überspitzt gezeigt. Die anfängliche Skepsis wurde natürlich bestätigt, hätte doch der Hauptcharakter in "Hard Powder" genauso gut Bryan Mills heißen können.
Fazit:
Der Film will einerseits schrecklich und tragisch sein … wurde vielleicht aber dann doch nur tragisch schrecklich. Wieso ein US-Remake, Herr Moland und wieso schon wieder der gleiche Charakter, Herr Neeson? Und wenn dann der Abspann die Schauspieler "In Order of DISappearance“ präsentiert, ist das eine schöne Idee ... bis man sogleich bemerkt, wie sehr man sich eigentlich die Credits herbeigesehnt hatte. Trivia & Fun-Facts: - Liam Neeson gab vor den Dreharbeiten an, dass das sein letzter Actionfilm werden wird
- Hans Petter Moland führte bei dem Remake und bei dem Original EINER NACH DEM ANDEREN die Regie
- Die Filmfiguren des Vaters und des Sohnes Nels und Kyle werden von Liam Neeson und seinem wahren Sohn Micheál Richardson verkörpert
Bilder und Trailer: © 2019 STUDIOCANAL GmbH
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