Inhalt: San Pedro, Kalifornien - im Hafen liegt ein brennendes Schiff. Rings um das Schiff verstreut findet die Polizei 27 bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Leichen. Es gibt nur zwei Überlebende: Roger "Verbal" Kint (Kevin Spacey) ein kleiner Ganove, der unter einer halbseitigen Lähmung leidet und einen der Schiffscrew, der mit starken Verbrennungen ins Krankenhaus eingeliefert wurde und der unglücklicherweise nur ungarisch versteht.
Noch in derselben Nacht wird Verbal vom DEA verhört und bekommt einen Deal angeboten, der ihm totale Immunität gewährt. Aber wie kam es zu diesem Zwischenfall? Dieser Frage will Agent Dave Kujan (Chazz Palminteri) von der US-Zollbehörde näher auf den Grund gehen und befragt Verbal erneut, der ihm daraufhin die ganze Geschichte erzählt.
Alles begann sechs Wochen zuvor. In Queens, New York wird ein Truck gestohlen – zur obligatorischen Gegenüberstellung werden vier stadtbekannte Kriminelle und Verbal „gebeten“. Die vier anderen sind der Ex-Cop Dean Keaton (Gabriel Byrne), das Gangsterduo Michael McManus (Stephen Baldwin) und Fred Fenster (Benicio Del Toro) sowie Todd Hockney (Kevin Pollack), ein professioneller Dieb, der sich um nichts und niemanden kümmert. In gemeinsamer Untersuchungshaft beschließen die fünf einen riskanten, aber gewinnbringenden „Job“ durchzuführen – scheinbar kein Zufall, dass sie zusammen gebracht wurden. Wie sich herausstellt zieht ein mysteriöser Untergrundlord die Fäden, der Leute für sich arbeiten lässt, ohne dass diese davon wissen. Über seinen Anwalt Kobayashi (Pete Postlethwaite) tritt er an die fünf heran und zwingt sie, einen tödlichen Auftrag für ihn zu erfüllen. Auch Agent Kujan bekommt Wind von diesem Gangsterbaron und stellt Verbal die alles entscheidende Frage: Wer ist KEYSER SÖZE…? Kritik: "The Usual Suspects" war der Überraschungshit von 1995. Er wurde in zwei Kategorien für den Oscar nominiert und gewann schließlich auch in beiden. Zum einen brachte die Rolle des Verbal Kint Kevin Spacey seinen ersten Oscar ein – er gewann ihn als bester Nebendarsteller und setzte endgültig seine brillante Hollywoodkarriere in Gang, die mittlerweile von einem privaten Skandal überschattet wurde. Den zweiten Academy Award erhielt Christopher McQuarrie für das beste originale Drehbuch.
In meinen Augen hätte auch Regisseur Bryan Singer, der damals ebenfalls noch am Anfang seiner großartigen Karriere stand, einen Oscar für seine grandiose Regiearbeit verdient. Mit wenig finanziellem Aufwand, der Film kostete gerade einmal sechs Millionen US-Dollar und hatte eine Drehzeit von nur fünf Wochen, gelingt es ihm einen von der ersten bis zur letzten Minute fesselnden Film zu drehen, der immer wieder mit neuen unerwarteten Handlungswendungen aufwartet und den Zuschauer bis zur letzten Minute im unklaren lässt, was wirklich auf dem Schiff passiert ist. Er zeigt dem Zuschauer nur das, was er ihm auch wirklich zeigen will, ohne die weitere Handlung offensichtlich oder vorhersagbar zu machen. Und er schafft etwas, was nicht viele Regisseure schaffen, denn jedes Mal wenn man den Film sieht, kann man neue Details entdecken und man sieht ihn mit anderen Augen. Beim ersten Mal ist man einfach nur fasziniert von den ständigen Wendungen und dem fantastischen Schluss, sieht man ihn aber zum zweiten und dritten Mal, dann betrachtet man die Charaktere und ihre Handlungen aus einem ganz anderen Blickwinkel – ein Attribut, das nicht viele Filme ihr Eigen nennen können. Heute ist Singer insbesondere durch seine Arbeit an den "X-Men" - Filmen bekannt. "Die üblichen Verdächtigen“ lebt von seiner Spannung und den hervorragend inszenierten Dialogen, bzw. von dem narrativen Stil, in dem die Handlung vorangetrieben wird. Ab und zu werden einige Actionsequenzen eingestreut und der Film ist immer wieder auch gespickt mit lustigen Sprüchen und hat seine komischen Momente, zum Beispiel bei der Gegenüberstellung am Anfang des Films – hierzu sollte man wissen, dass diese Szene ursprünglich als eine ernste Szene gedacht war, da sich die Darsteller jedoch nicht zusammenreißen konnten und nach einem ganzen Drehtag keine brauchbare Szene im Kasten war, entschied sich Bryan Singer zu dieser Variante, und es funktioniert. Dennoch, der Film lebt in erster Linie von seiner genialen Story.
Zum perfekten Gesamtbild des Films trägt natürlich auch die schauspielerische Leistung bei, die durch die Bank glänzend ist. An erster Stelle sei hier nochmals Kevin Spacey genannt, der als körperlich behinderter Kleinganove eine hervorragende und äußerst glaubwürdige Figur abgibt, Methodacting und Dialoge in perfekter Manier. Sein Gegenspieler beim Verhör wird von Chazz Palminteri gespielt, der den Agent David Kujan von der US-Zollbehörde verkörpert. Er hält sich selbst für clever und dem verkrüppelten Verbal in jeder Hinsicht überlegen; er lässt ihn das in jeder Sekunde des Verhörs spüren und wendet verschiedene Taktiken an, um die Wahrheit aus Verbal herauszuquetschen. Auch hier eine sehr glaubwürdige Darstellung. Gabriel Byrne spielt den Ex-Cop Dean Keaton, der 15 Jahre zuvor wegen Korruption dingfest gemacht wurde und einige Jahre im Gefängnis zugebracht hat. Er versucht sich und sein Leben zu ändern, doch seine kriminelle Vergangenheit holt ihn immer wieder ein. Er ist einfach zum Scheitern verurteilt, egal was er auch versucht, um sich davon zu befreien. Gabriel Byrne gelingt es, diese verzweifelte Lage perfekt rüberzubringen und gleichzeitig gelingt es ihm seine Rolle so undurchsichtig auszufüllen, dass der Zuschauer zu keiner Zeit weiß, woran er bei ihm ist. Byrne, für den zu Zeiten des Drehs die Schauspielerei nicht an erster Stele stand, hatte zwei Bedingungen für sein Mitwirken: erstens der Film sollte an seinem Wohnort L.A. gedreht werden und zweitens die Dauer des Drehs sollte fünf Wochen nicht überschreiten – beide Bedingungen wurden zugesagt, so dass er schließlich doch mitwirkte.
Stephen Baldwin, Benicio Del Toro und Kevin Pollack komplettieren die brillante Besetzung und bringen die komödiantischen Momente in den Film ein – ihre Wortgefechte sind einfach urkomisch. Baldwin spielt Michael McManus, einen völlig verrückten, aber hochprofessionellen Gangster und Scharfschützen, der gemeinsam mit seinem Komplizen Fred Fenster auf Beutezug geht. Benicio Del Toro agiert als jener Fenster und was er aus seiner eigentlich kleinen Rolle macht ist unglaublich. Seine Textpassagen sind eigentlich unwichtig, aber die Art und Weise, wie er sie rüberbringt, stiehlt allen anderen die Show – er nuschelt so undeutlich, dass jeder sich denkt oder ihn auch fragt: "Was zum Teufel hat er eigentlich gerade gesagt?", ähnlich wie später Brad Pitt in "Snatch". Schließlich ist noch Kevin Pollack mit von der Partie, der vor "Die üblichen Verdächtigen" eher als Komödiant geglänzt hat. In diesem Film stellt er zum ersten Mal auch sein schauspielerisches Talent unter Beweis.In weiteren Rollen sind Suzy Amis, Pete Postlethwaite, Dan Hedaya und Giancarlo Esposito zu sehen. Der Film lebt damit auch von seinen vielen verschiedenen und äußerst vielschichtigen Figuren, die Regisseur Bryan Singer gelungen von verschieden Seiten beleuchtet.
Fazit:
In meinen Augen ist "The Usual Suspects" ein grandioser Film und einer der besten Filme des Crime-Genres überhaupt. Er fesselt von der ersten bis zur letzten Minute und hält ständig den Spannungsbogen aufrecht, mehr noch er entwickelt sich bis zum Ende immer weiter, bis schließlich alles in einem perfekt inszenierten Moment aufgelöst wird. An dem Film stimmt einfach alles, Handlung, stellenweise Action, sehr gute und teilweise komische Dialoge, die richtigen Schnitte an den richtigen Stellen und auch ein perfekt auf den Film abgestimmter Soundtrack. Für letztere Aufgaben zeichnet John Ottman verantwortlich, der in der Tat sowohl den Schnitt als auch die musikalische Untermalung des Films in seine Hand nahm. Unbedingt anschauen, wenn dass bisher noch nicht der Fall war, denn der Film garantiert Spannung und Unterhaltung von der ersten bis zur letzten Minute. Trivia & Fun-Facts: - Drehbuchautor Christopher McQuarrie hat zuvor für ein Detektivbüro gearbeitet, was die Darstellung von Kriminellen und Strafverfolgungsbeamten im Drehbuch beeinflusste
- Der Film wurde mit einem Budget von 6 Millionen US-Dollar an nur 35 Tagen gedreht
- Alle Schauspieler arbeiteten an dem Film für weniger als ihre üblichen Gagen
Bilder: © SONY Pictures Entertainment
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