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Es kracht wieder gewaltig im Action-Melodram


Vin Diesel ist zurück. Mittlerweile sind wir mit FAST & FURIOUS 9 beim neunten Teil der Actionreihe angelangt. Zählt man den Ausreißer FAST & FURIOUS: HOBBS & SHAW mit, ist es sogar der zehnte Streifen im FAST AND FURIOUS - Universum. Und es geht wieder heiß her. Neben der Action ist "ein nicht zu unterschätzendes Merkmal der als Macho-Domäne verschrienen Reihe dabei ihre herausgestellte Sentimentalität und ja, auch ungemeine Zärtlichkeit", schreibt unser Redakteur Nikolas. "Inmitten all der zu Schrotthaufen gefahrenen Kraftfahrzeuge behauptete sich von Beginn an der familiäre Zusammenschluss als unkaputtbares Schlüsselelement der Actionreihe, deren „Familie“ von Film zu Film um mindestens ein Mitglied größer wird." Ob sich der Gang ins Kino lohnt, erfahrt Ihr in unserer Kritik zu FAST & FURIOUS 9. Inhalt: Es ist still geworden um die Fast & Furious-Familie: Dominic Toretto (Vin Diesel) und Letty (Michelle Rodriguez) hat es aufs Land verschlagen, wo sie fernab von ihrer kriminellen Vergangenheit Sohn Brian aufziehen wollen. Ein Notsignal von Mr. Nobody (Kurt Russell), das explizit an die von Dom angeführte Gruppe gerichtet ist, lässt beide Elternteile erkennen, auf was für wackeligen Beinen ihre Familienidylle steht. Eine von Milliardär Otto und Doms Bruder Jacob (John Cena) angeführte Terrororganisation ist im Begriff, in den Besitz einer Superwaffe mit dem Namen „Ares“ zu gelangen, mit deren Hilfe sie die Weltherrschaft erlangen könnten. Die eigentlich in den Ruhestand verabschiedete Familie muss sich zusammenraufen, um das zu verhindern – und mit seinem Bruder hat Dom sowieso noch eine Rechnung offen.


Bilder: © 2021 Universal Pictures

Kritik: Eine kuriosere Entwicklung als die FAST & FURIOUS - Reihe hat wohl kaum ein Film-Franchise der Gegenwart durchgemacht. Tatsächlich nur um Autorennen ging es eigentlich nie, Rob Cohens erster Eintrag baute der Reihe mit Raubüberfällen, Rennszenen und virilen Rivalitäten ein Gerüst, auf dem sich auch die Absurditäten aller folgenden Fortsetzungen auftürmen sollten. Ein nicht zu unterschätzendes Merkmal der als Macho-Domäne verschrienen Reihe ist dabei ihre herausgestellte Sentimentalität und ja, auch ungemeine Zärtlichkeit. Inmitten all der zu Schrotthaufen gefahrenen Kraftfahrzeuge behauptete sich von Beginn an der familiäre Zusammenschluss als unkaputtbares Schlüsselelement der Actionreihe, deren „Familie“ von Film zu Film um mindestens ein Mitglied größer wird.


Mit Justin Lin, der die Neuausrichtung der Reihe einst veranlasste, hält nach den etwas überdrehten Teilen 7 und 8 nun wieder eine gewisse Ernsthaftigkeit Einzug in das Fast & Furious-Universum. Erzählerisch gerahmt, und auch immer wieder durchbrochen, ist die erneute Weltenrettung der Rasertruppe von Flashbacks in die 1980er Jahre, die mit erstaunlicher Ruhe und Sorgsamkeit den zentralen Brüderkonflikt der Familie Toretto aufgreifen. Mehr noch als seine direkten Vorgänger ist FAST AND FURIOUS 9 als Actionmelodrama zu verstehen, in dem die Fortschreibung der zerklüfteten Toretto-Familiengeschichte mindestens ähnliche wenn nicht sogar größere Gewichtung erhält als die den weltlichen Regeln der Gravitation entsagten Actionsequenzen.


Lin manövriert seinen Film damit in erzählerisches wie auch formalästhetisches Neuland – eine Traumsequenz, wie wir sie in der Mitte des Films zu sehen bekommen, hat es im Fast & Furious-Universum bislang so noch nicht gegeben. Diese Fokusverschiebung auf die menschlichen Beziehungen ist mutig, weil absolut keine Selbstverständlichkeit. Der Film ringt aber auch mit ihr. Die Rückkehr des lange totgeglaubten Han (Sung Kang) wird vom Film etwa sofort in den Dienst umständlicher Plot-Verschnörkelungen gestellt, die das sowieso etwas entschleunigte Tempo des Films zusätzlich ausbremsen. Auch das Schaulaufen etwaiger alter Bekannter gestaltet vor allem den (überraschend actionarmen) Mittelteil des Films etwas mühsam.



Roman (Tyrese Gibson) stellt zu Beginn des Films erstmalig die Unverwundbarkeit der Heldentruppe in Frage – all diese waghalsigen Stunts und brenzligen Situationen und trotzdem trägt selten eines der Familienmitglieder auch nur einen Kratzer davon. Es ist ein ungewohnt introspektiver, fast schon metatextueller Kommentar, der schneller an einen One-Liner verkauft wird als dass er wirklich zu Ende gedacht werden kann. Die gegenseitige Einwirkung und dadurch nahezu symbiotische Beziehung zwischen Mann und Maschine aber ist schon von Beginn an Teil der Fast & Furious-Reihe gewesen. Rein körperlich sind die Figuren völlig unverwundbar, die Kraftfahrzeuge mittlerweile als Verlängerungen der stählernen Körper zu verstehen.


Es ist deswegen das Finale, in dem der Film erst richtig zur Hochform aufläuft. Die automobile Kriegsführung der Reihe ist dieses Mal um ein neues Gimmick erweitert – Autos, die mithilfe von Magneten ganze Straßenzüge hinter sich herreißen können. Nachdem eine Actionsequenz in London zur Mitte des Films bereits einen Vorgeschmack auf das Potential einer Verfolgungsjagd mit magnetischen Autos liefert, dreht das Finale dann vollkommen frei und krönt die melodramatische Blockbuster-Oper mit einem absurden Körper-Maschinen-Ballett: Als in Robustheit ebenbürtige Gebilde fliegen Autos und Menschen da in-, auf- und übereinander, während sich die materielle Welt um sie herum zunehmend auflöst – mithilfe der Magneten können zur Abwechslung nicht nur die Autos, sondern ganze Straßenzüge zur Waffe umfunktioniert werden. Das ist purer Kinetik-Wahnsinn, eine der schönsten Actionsequenzen der ganzen Reihe.


Fazit:

Auf einen furiosen Auftakt folgt ein etwas schwerfälliger Mittelteil, der aber spätestens beim spektakulären Finale vergessen und vergeben ist. FAST & FURIOUS 9 ist ein etwas klobiges, in seinen großen Gefühlsambitionen aber auch sehr aufrichtiges Actionmelodram, dessen breitschultrige Zärtlichkeit zu Herzen geht und das mit teils virtuos ausuferndem Spektakel der Steigerungsdramaturgie der Reihe gerecht wird. Trivia & Fun-Facts: - Justin Lin kehrt hier als Regisseur zurück. Zuletzt führte er bei FAST & FURIOUS 6 (2013) die Regie

- FAST AND FURIOUS 9 erscheint genau 20 Jahre nach THE FAST AND THE FURIOUS (2001)

- Der erste FAST AND FURIOUS - Teil nach TOKYO DRIFT (2006) ohne Dwayne Johnson oder Paul Walker in der Besetzung



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