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AutorenbildHaiko

Edin Hasanović rockt den Deutschen Filmpreis alleine


Gestern wurde zum 70. Mal der Deutsche Filmpreis verliehen und das live. Ja, live... in diesen Zeiten. Eigentlich undenkbar, doch die Planer haben sich gedacht, dass man selbst in dieser Ausnahmesituation vielleicht einmal lachen sollte, sich unterhalten fühlen kann und natürlich wollten sie auch den Deutschen Film ehren.


Dafür versuchte Moderator Edin Hasanović alles und stellte sich wieder einmal als Allrounder unter Beweis. Er lachte, er scherzte, er tanzte sich durch den Abend und das alles ohne Publikum. Einige Gags waren vielleicht an der einen oder anderen Stelle zu viel des Guten, doch er versuchte die Ernsthaftigkeit des Moments mit der Notwendigkeit der Huldigung der Verdienste aller Filmemacher zu kombinieren, allen einen Platz zu geben, auch wenn dieser Platz bei den meisten Nominierten in diesen Tagen das eigene Wohnzimmer war, die dann per Live-Schalte auf große Leinwände ins Studio geholt wurden. Edin sprach den aufkeimenden Fremdenhass an, er machte mit seinen Händen die Merkelraute, sprach über die momentane Situation, begrüßte mit gebotenem Abstand Laudatoren im Studio und letztendlich den Vorsitzenden der Deutschen Filmakademie Ulrich Matthes und die Kulturstaatsministerin Monika Grütters.


Von einem durchweg gelungenen Abend kann nicht die Rede sein. Man spürte förmlich, dass die Begeisterung bei den Nominierten als die Umschläge geöffnet wurden und der Gewinner verlesen wurde, nicht die gleiche war, als wäre man in einem vollbesetzten Studio. Der Nervenkitzel fehlte, irgendwie. Und fast schon taten einem die Gewinner leid, die sich nicht mit einer Erleichterung über die Nennung des eigenen Namens sich vom Sitz erheben mussten und dann mit einem Siegeslächeln sich gen Bühne aufmachen konnten. Aber das Engagement, was von allen Beteiligten hinter den Kulissen an den Tag gelegt wurde, war schon bewundernswert. Die Live-Show war kein Versuch Normalität in die Wohnzimmer zu zaubern, sondern mehr der Fingerzeig auf die Zukunft, in dem man die Vergangenheit ehrte. Man wollte die gemeinsame Leidenschaft in den Mittelpunkt stellen, das Kino. Das Kino wird wieder kommen. Sicherlich nicht in der Art, wie wir es kannten und liebten, aber die Leidenschaft aller Filmschaffenden ist zu groß, um aufzugeben vor irgendwelchen schwierigen Aufgaben. Es werden bestimmt wieder Filme gedreht, es werden wieder Filme ins Kino kommen und es liegt dann an uns selber, ob wir diese wieder im Kino sehen oder nicht.


Ach ja, und Preise wurden auch noch vergeben. Der große Gewinner des Abends war natürlich SYSTEMSPRENGER von Nora Fingscheidt, der neben sieben Auszeichnungen auch die goldene Lola für den besten Film erhielt. Die Auszeichnungen für die beste Regie, bestes Drehbuch, beste weibliche Hauptrolle, beste männliche Hauptrolle, beste weibliche Nebenrolle, bester Schnitt und beste Tongestaltung sprechen Bände.


Als bester Dokumentarfilm gewann BORN IN EVIN. Bester Kinderfilm wurde ALS HITLER DAS ROSA KANINCHEN STAHL. Albrecht Schuch gewann für seine Performance in BERLIN ALEXANDERPLATZ in der Kategorie beste männliche Hauptrolle. Auch die Preise für die beste Kamera, das beste Szenenbild und die beste Filmmusik gingen an diesen Film. LINDENBERG! MACH DEIN DING erhielt Auszeichnungen für das beste Kostümbild und bestes Maskenbild. DIE KÄNGURU-CHRONIKEN wurde für die besten visuellen Effekte und Animationen ausgezeichnet. Der Besucherstärkste Film des Jahres war DAS PERFEKTE GEHEIMNIS. Den Ehrenpreis erhielt Edgar Reiz.


Allen Gewinnern sprechen wir unsere Glückwünsche aus. Das Kino wird wieder kommen und der deutsche Film bei so vielen Talenten leben. Da sind wir uns ganz sicher.


Bild: © Florian Liedel, Deutsche Filmakademie

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